Lieto (Finnland),
St. Peter Kirche

Neubau, 2022-2024

Das erste Projekt unserer Traditionswerkstatt in Finnland haben wir im Jahr 2024 mit dem Orgelneubau für die Kirche St. Peter in Lieto erfolgreich fertiggestellt.

Die EU-weite Ausschreibung zielte auf ein Instrument ab, dessen musikalische Ausrichtung sich an das Werk eines Orgelbauers aus der Zeit der Frühromantik vor 1850 anlehnt. Unser Konzeptvorschlag, die neue Orgel nach dem Vorbild von Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886) zu bauen, überzeugte die Kommission, uns den Auftrag zu erteilen.

Winzer stammte aus Thüringen und erhielt seine Ausbildung bei dem renommierten Orgelbauer Johann Friedrich Schulze. Später war er dessen Werkmeister, bevor er sich in Wismar selbständig machte und in den folgenden drei Jahrzehnten rund vierzig qualitativ hochwertige Instrumente lieferte. Seine Orgeln zeichnen sich aus durch einen kraftvollen Klang und eine reiche Auswahl an Grundstimmen mit sehr charakteristischen Farben, die bereits in die Romantik weisen. Die offene Intonationsweise zeigt dagegen noch spätbarocke Züge. Zu seinen größten Orgeln gehören die Instrumente in Schönberg (1847, II/26) und Wittenburg (1848, II/23), die beide erhalten sind und durch unsere Werkstatt denkmalgerecht restauriert wurden. Durch diese Arbeiten an Orgeln Winzers haben wir umfassende Erfahrungen mit der Bauweise sowie der Mensurierung und Intonation seiner Instrumente sammeln können, die bei dem Orgelneubau in Lieto zur Anwendung kamen und als Ausgangspunkt für die Klanggestaltung aller Registergruppen dienten.

Die final realisierte Disposition umfasst 23 klingende Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Darüber hinaus erweitern ein Vorabzug aus der Hauptwerksmixtur und drei Oktavextensionen im Pedal die musikalischen Möglichkeiten. Neben einer reichhaltigen Palette an Grundstimmen bieten farbige Streicher- und Flötenregister, Aliquoten und Zungenstimmen einen vielfältigen Fundus an Klangfarben für solistische und begleitende Aufgaben. Hervorzuheben ist die außen labierte, gedrechselte Flauto traverso 8′ sowie die durchschlagende Posaune 16′.

Die massiv eichene Spielanlage in Winzer-Optik ist seitenspielig angeordnet und mit mechanischer Ton- und Registertraktur ausgestattet. Eine besondere Herausforderung lag in der Konstruktion der Traktur- und Windführung im Orgelunterbau, dessen Platzverhältnisse wegen des tunnelartigen Durchgangs eingeschränkt sind. Alle Windladen sind auf einer Ebene angeordnet: Vorne mittig das Oberwerk, flankiert vom in C- und Cis-Seite geteilten Hauptwerk. Mit dem Abstand eines Stimmganges befindet sich dahinter das Pedalwerk. Die Materialauswahl und Bauweise wurden speziell auf die anspruchsvollen finnischen Klimaverhältnisse hin ausgerichtet. Die Manualtrakturen wurden zudem mit regulierbaren Winkelbalken ausgestattet.

Die Prospektgestaltung wurde vom Architekturbüro NOAN (Helsinki) entworfen und greift neugotische Stilprinzipien auf, wie z.B. fialenbekrönte Lisenen. Die Farbgebung orientiert sich an finnischen Traditionen. Insgesamt fügt sich sich die Orgelansicht harmonisch in den mittelalterlichen gotischen Kirchenraum ein.

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Register
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Manuale
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Orgelpfeifen
Projektfortschritt
Fertiggestellt im April 2024 100%
Disposition
I. Hauptwerk (C - g''')
  1. Principal 8′
  2. Fugara 8′
  3. Gedact 8′
  4. Octave 4′
  5. Flöte 4′
  6. Quinta 2 2/3′
  7. Terz 1 3/5′
  8. Mixtur 4 f. und Octave 2′ (Vorabzug) 
  9. Trompete 8′
II. Oberwerk (C - g''')
  1. Lieblich Gedact 16′
  2. Geigenprincipal 8′
  3. Salicional 8′
  4. Lieblich Gedact 8′
  5. Flauto traverso 8′
  6. Octave 4′
  7. Gedact 4′
  8. Waldflöte 2′
  9. Oboe 8′

Tremulant

Pedal (C-f')
  1. Violon 16′
  2. Subbaß 16′
  3. Principalbaß 8′
  4. Violoncello 8′ (Ext.)
  5. Gedactbaß 8′ (Ext.)
  6. Octave 4′ (Ext.)
  7. Posaune 16′ (durchschl.)
  8. Trompete 8′

Koppeln: I/P, II/P, II/I

02_Lieto Finnland Pfeifenwerk Schuke-Orgel
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